Graz 1.V 89

Lieber freund
Vielen dank für das schöne werk. Ich habe den eindruck, dass man Sie dazu beglückwünschen darf. Ich halte den Uz an sich und nun gar mit Ihrer mehr als ‚fleissigen‘ bearbeitung für eine zierde der DLD. Möge auch andern so scheinen, damit Sie ernten.
In die einrichtung als berater drein zu reden, haben Sie mir sehr erschwert durch Ihre unterschrift. Wie in aller welt kommen Sie zu dem ‚schüler‘!?! Sie haben von mir nichts zu lernen. Also fort mit dem worte! Erst wenn ichs ausstreiche, kann ich mich entschliessen als fachgenoss zum fachgenoss, freund zum freund und redacteur zum mitarbeiter zu reden. Das letzte tu ich diesmal nicht. August Sauer ist als herausgeber zu erfahren und zu vorteilhaft bekannt, um ihn nicht seine eigenen wege gehen zu lassen, auch wo einem andere besser dünken. Aber in den ersten rollen will ichs wagen.
Ich schreib also zu Ihrem promemoria ja und nein und gebe hier erläuterungen zu den NB dasselbst mit der bedingung, dass Sie all das nur als unmassgebliche verlangte äusserungen auffassen.
NB1 Frühling und einleitungsged an Gleim.] Ich stimme für folgende fassung: Sie drucken:
Lobgsang des Frühlings.
[An Hrn. Gleim in Berlin. 1741] 1
folgt vers 1–72
x x x
[Der Frühling. 1741.] 2
folgt vers 73 ff. (nicht neue verszählung.
Damit ist die gedichtzählung der späteren sammlung gewahrt, und die textgestalt und texteinheit der ersten. Spätere fassung in den fussnoten. Es ist der weg, den Sie mit bezifferung 1 und 1a vorschlagen, ich würde wagen statt 1a gleich 2 zu setzen u. die späteren überschriften in klammern beizusetzen. Den apparat dazu stell ich mir so vor:
1 die eingeklammerte Überschrift fehlt Belustigungen (oder A?), V. 1–72 wurden als selbständiges gedicht erst abgetrennt und erhielten dabei die Überschrift 1799–1804.
folgt apparat.
2 Die eingeklammerte Überschrift fehlt Belustigungen (oder A?) vgl. zu V. 1.

NB2. Es scheint mir doch sehr wünschenswert die Beurtheilung des Siegs des Liebesgottes hart an diesen selbst zu rücken wie 1768 tat. Ungern zerstöre ich die 1768er ordnung durch die versetzung des Liebesgottes vor die Kunst fröhlich zu sein; stimme aber doch dafür, weil 1768 sonst chronologisch ist und hier gröblich u. ausnahmsweise (ohne deutliche absicht??) gegen chronologie verstösst. Also: 1) Sieg des Liebesgottes 2) Beurthlg. dazu 3) Alte vorrede zur Kunst fröhlich zu sein u. diese selbst.

NB3. Die vorredenfrage verstehe ich nicht, weil Sie nichts über ihren stand in 1768 verraten. Kann man vorreden und nachwort nicht da bringen wo sie 1768 stehen? Wenn sie nicht in 1768 stehen, würde ich sie in den anhang stellen.

NB4. An das tabellarische verzeichnis der ausgabe u. ihres inhaltes am schluss der einleitung würde ich auch die übrigen siglen u. kürzungen verzeichnet anhängen (vgl. Weimarer Goethe 7, 269 unten 268.)
H kursiv = Handschrift. h kursiv = abschrift.
A kursiv = erster druck, ob einzeln, ob in einer zeitschrift erschienen, nur nicht aus einer Uzischen sammlung. Nur wenn es den fall gibt, dass ein einzeldruck später erscheint als der druck in einer sammlung würde ich statt A immer setzen: E kursiv. Entsprechend H ∞ h würde ich einen nachdruck falls Ihr apparat einen zitieren muss a (bezw. e) nennen. Ist der einzeldruck immer der erste, kann er also immer A genannt werden, so könnte für die A gegenüberstehende in sich einheitliche schlussgruppe 1755–1804 die sigle Z kursiv verwendet werden. Ich halte das aber für umständlich und würde 1755–1804 vorziehen. (Fehlen darf es nicht, meine ich, das wäre undeutlich.)
Ich setze voraus, dass die sigle A unentbehrlich ist, dass für sie nicht auch die betr. jahrzahl eingesetzt werden kann. Mir fällt aber eben bei, dass es doch auch einen wert hat, die einzeldrucke rein äusserlich von den sammlungen sinnfällig zu unterscheiden, indem jene durch einen buchstaben, diese durch ziffern gekennzeichnet werden.
Gl kursiv ohne punkt würd ich für ‚Gleims Bemerkungen‘ als sigle vorschlagen!
Dr. antiqua für druckfehler und auch diese kürzung unten an der tabelle aufnehmen. Auch hätte in dieser nach aufzählung der sammlungen zu stehen:
‚1749–1804 = 1749. 1755. 1756. 1768. 1772. 1804.
1755–1804 = 1755. 1756. 1768. 17772. 1804. u. s. f.’ (nur diese beispiele, mehr scheinen mir unnötig zu sein.)

Ausser stehenden formeln wie üdZ u. dgl. würde ich nichts abkürzen, nicht einmal monatsnamen.
Ihrem wunsche gemäss hab ich ein paar stücke auf den apparat angesehen.* Es liegen 2 blätter, deren bleistiftgeschmiere Sie hoffentlich entziffern können, über 3 anfänge oder mittelstücke bei. Ich bitte Sie dringend, sich gerade durch diese andermeinungen nicht beirren zu lassen. Ich möchte Ihnen durchaus kein umarbeiten zumuten. In den DLD bin ich nicht in gleicher weise auf uniformität beeidigt wie als Goetheredactor. Ich habe auch gar nicht mehr genau in der erinnerung, was wir seiner zeit auf grund des Freseniusschen musters vereinbarten. Inzwischen hat mich die Goethepraxis auf teilweise andere bahnen geführt. Sie ist der fürs kürzen und ich habe mich auch dazu bekehrt: denn histor-kritische textapparate liest doch nur ein nachdenklicher mensch, dem man es also nicht allzu leicht zu machen braucht.
Nun fällt mir aber doch noch der redacteur auf die seele: Ich bitte Sie immer gleichmässig ‚ ‘, nicht dazwischen auch „ “ zu verwenden. Allgemeine anweisung an den setzer genügt nach meiner jetzigen erfahrung leider nicht für solche dinge.
Der setzer kann sich doch drauf verlassen, dass er antiqua setzt, wo Sie lateinisch, fraktur, wo Sie deutsch schreiben?
Dann bitt ich um die erlaubnis, dass die titel der einzeldrucke u. die buchüberschriften nicht auf eigene blätter gesetzt werden müssen. Mit jedem buch fängt neues blatt an, sonst nichts; die buchüberschrift steht am kopf dieser neuen, rechten seite.
Endlich wie ists doch? wir haben einmal über teilung in 2 hefte gesprochen. Ich erinnere mich nicht, warum sie nicht stattfinden sollte, ich meine die verleger wollten damals lieber eines, weiss es aber nicht mehr. Jetzt dünkt mich doch das heft würde sehr stark, wir könnten nach dem 6. buch lyrika eines schliessen. Das hat auch den vorteil, dass dann die verleger sicher den druck beginnen lassen da Ihre einleitung erst ins 2. heft käme. Es steht aber nichts im wege, dass die hefte in éinem zuge gedruckt werden, im gegenteil es wäre mir das sehr lieb. Kommen Sie mit der einleitung nach?
Auf wie viel bogen schätzen Sie das mancpt. ein? Ich dächte etwa 24 (ohne einleitung).
Nun zu andern teilen Ihres briefes u. persönlichem.
Die „fall zu fall“-entscheiderei in Weimar ist ein böses übel, das leider nicht erst mit dem Götz auf die welt kam. Wos Ihnen zu bunt wird, halten Sie ja steif: das sic volo sic iubeo des herausgebers in textfragen hat die redactionskommission selbst gegen alle ihre stimmen anerkannt.
In Wien war ich nicht. Dass aus dem ordinariat vor ablauf eines lustrums was wird glaub ich nicht. Gehört hab ich nichts darüber.
Viertjs.: das gesuch mit den 11 unterschriften ging ins ministerium. Bald erhielt ich zuschrift, worin genauerer aufschluss über geschäftslage erbeten ward. Daraus las ich, man sei geneigt. Ich gab natürlich antwort, deren inhalt in der tat mitleidswürdig war. Nun war Werner in ministerio u. schrieb mir: 1) Kleemann falle das fehlen Creizenachs auf, er habe es ihm erklärt 2) das ministerium wünsche einen durchschnittspreis zu erfahren, der wechselnde preis des jahrgangs sei schwierig. Den 2. punkt habe ich auch rasch erledigt. Gleich darnach kam der entscheid: der minister habe dermalen kein geld!! – – Warum wussten das die herren nicht gleich? warum fragten Sie dann so viel? u. wirklich, nicht 150–160 fl. verfügbar?? Glauben Sies? Ich fürchte, Werner hat über Creizenach was rebellisches gesagt, Kleemann ist Polenfreund; in der ersten zuschrift sagte das minist: eingabe der proff. d. d. spr. u. litt. an den österr. univers., im schlussentscheid zählte es die univers. namentlich auf. An dem fehlen Krakaus also liegts. Hoffentlich hat Werner nicht erst die augen darüber geöffnet. Er meinte es ja gut, u. drum will ich ihm über die unerbetene einmischung nichts als dank sagen, aber ehrlich! ich gestehe ein leises mistrauen in sein diplomatisches geschick. Was brannte ihn die sache?
Schicken Sie mir denn zum 2. bde der VJSchrift gar nichts? rein gar nichts? Ich hab schnell den Hv Kleist in Wielands Menander entdeckt und die Wahlverwandtschaften in seiner Freundschaft u. liebe auf probe. Dazu Kleist- u. Herzliebbriefe.
U. wie stehen Sie mit Ehlermann? Ehlermann bot mir 50 mark pro bogen. Ich erklärte, da ich die Wielandbiogr. wesentl. erweitern solle, sei mir das zu wenig. Nun fragt er wider wie viel ich verlange: darauf habe ich nicht lust zu antworten. Haben Sie feste abmachungen? Ich reisse mich nicht um den Wieland. Mög ihn ein anderer machen!
Leben Sie wol. Herzlich
BSfft.

Mein kind war krank u. genest langsam.
Meine frau ist sehr herunter von der pflege. Sie grüsst Sie.

*Ich bitte in fällen wie so]₰ fehlt Däschische]₰ fehlt die entbehrliche klammer wegzulassen.

Graz 1.V 89

Lieber freund
Vielen dank für das schöne werk. Ich habe den eindruck, dass man Sie dazu beglückwünschen darf. Ich halte den Uz an sich und nun gar mit Ihrer mehr als ‚fleissigen‘ bearbeitung für eine zierde der DLD. Möge auch andern so scheinen, damit Sie ernten.
In die einrichtung als berater drein zu reden, haben Sie mir sehr erschwert durch Ihre unterschrift. Wie in aller welt kommen Sie zu dem ‚schüler‘!?! Sie haben von mir nichts zu lernen. Also fort mit dem worte! Erst wenn ichs ausstreiche, kann ich mich entschliessen als fachgenoss zum fachgenoss, freund zum freund und redacteur zum mitarbeiter zu reden. Das letzte tu ich diesmal nicht. August Sauer ist als herausgeber zu erfahren und zu vorteilhaft bekannt, um ihn nicht seine eigenen wege gehen zu lassen, auch wo einem andere besser dünken. Aber in den ersten rollen will ichs wagen.
Ich schreib also zu Ihrem promemoria ja und nein und gebe hier erläuterungen zu den NB dasselbst mit der bedingung, dass Sie all das nur als unmassgebliche verlangte äusserungen auffassen.
NB1 Frühling und einleitungsged an Gleim.] Ich stimme für folgende fassung: Sie drucken:
Lobgsang des Frühlings.
[An Hrn. Gleim in Berlin. 1741] 1
folgt vers 1–72
x x x
[Der Frühling. 1741.] 2
folgt vers 73 ff. (nicht neue verszählung.
Damit ist die gedichtzählung der späteren sammlung gewahrt, und die textgestalt und texteinheit der ersten. Spätere fassung in den fussnoten. Es ist der weg, den Sie mit bezifferung 1 und 1a vorschlagen, ich würde wagen statt 1a gleich 2 zu setzen u. die späteren überschriften in klammern beizusetzen. Den apparat dazu stell ich mir so vor:
1 die eingeklammerte Überschrift fehlt Belustigungen (oder A?), V. 1–72 wurden als selbständiges gedicht erst abgetrennt und erhielten dabei die Überschrift 1799–1804.
folgt apparat.
2 Die eingeklammerte Überschrift fehlt Belustigungen (oder A?) vgl. zu V. 1.

NB2. Es scheint mir doch sehr wünschenswert die Beurtheilung des Siegs des Liebesgottes hart an diesen selbst zu rücken wie 1768 tat. Ungern zerstöre ich die 1768er ordnung durch die versetzung des Liebesgottes vor die Kunst fröhlich zu sein; stimme aber doch dafür, weil 1768 sonst chronologisch ist und hier gröblich u. ausnahmsweise (ohne deutliche absicht??) gegen chronologie verstösst. Also: 1) Sieg des Liebesgottes 2) Beurthlg. dazu 3) Alte vorrede zur Kunst fröhlich zu sein u. diese selbst.

NB3. Die vorredenfrage verstehe ich nicht, weil Sie nichts über ihren stand in 1768 verraten. Kann man vorreden und nachwort nicht da bringen wo sie 1768 stehen? Wenn sie nicht in 1768 stehen, würde ich sie in den anhang stellen.

NB4. An das tabellarische verzeichnis der ausgabe u. ihres inhaltes am schluss der einleitung würde ich auch die übrigen siglen u. kürzungen verzeichnet anhängen (vgl. Weimarer Goethe 7, 269 unten 268.)
H kursiv = Handschrift. h kursiv = abschrift.
A kursiv = erster druck, ob einzeln, ob in einer zeitschrift erschienen, nur nicht aus einer Uzischen sammlung. Nur wenn es den fall gibt, dass ein einzeldruck später erscheint als der druck in einer sammlung würde ich statt A immer setzen: E kursiv. Entsprechend H ∞ h würde ich einen nachdruck falls Ihr apparat einen zitieren muss a (bezw. e) nennen. Ist der einzeldruck immer der erste, kann er also immer A genannt werden, so könnte für die A gegenüberstehende in sich einheitliche schlussgruppe 1755–1804 die sigle Z kursiv verwendet werden. Ich halte das aber für umständlich und würde 1755–1804 vorziehen. (Fehlen darf es nicht, meine ich, das wäre undeutlich.)
Ich setze voraus, dass die sigle A unentbehrlich ist, dass für sie nicht auch die betr. jahrzahl eingesetzt werden kann. Mir fällt aber eben bei, dass es doch auch einen wert hat, die einzeldrucke rein äusserlich von den sammlungen sinnfällig zu unterscheiden, indem jene durch einen buchstaben, diese durch ziffern gekennzeichnet werden.
Gl kursiv ohne punkt würd ich für ‚Gleims Bemerkungen‘ als sigle vorschlagen!
Dr. antiqua für druckfehler und auch diese kürzung unten an der tabelle aufnehmen. Auch hätte in dieser nach aufzählung der sammlungen zu stehen:
‚1749–1804 = 1749. 1755. 1756. 1768. 1772. 1804.
1755–1804 = 1755. 1756. 1768. 17772. 1804. u. s. f.’ (nur diese beispiele, mehr scheinen mir unnötig zu sein.)

Ausser stehenden formeln wie üdZ u. dgl. würde ich nichts abkürzen, nicht einmal monatsnamen.
Ihrem wunsche gemäss hab ich ein paar stücke auf den apparat angesehen.* Es liegen 2 blätter, deren bleistiftgeschmiere Sie hoffentlich entziffern können, über 3 anfänge oder mittelstücke bei. Ich bitte Sie dringend, sich gerade durch diese andermeinungen nicht beirren zu lassen. Ich möchte Ihnen durchaus kein umarbeiten zumuten. In den DLD bin ich nicht in gleicher weise auf uniformität beeidigt wie als Goetheredactor. Ich habe auch gar nicht mehr genau in der erinnerung, was wir seiner zeit auf grund des Freseniusschen musters vereinbarten. Inzwischen hat mich die Goethepraxis auf teilweise andere bahnen geführt. Sie ist der fürs kürzen und ich habe mich auch dazu bekehrt: denn histor-kritische textapparate liest doch nur ein nachdenklicher mensch, dem man es also nicht allzu leicht zu machen braucht.
Nun fällt mir aber doch noch der redacteur auf die seele: Ich bitte Sie immer gleichmässig ‚ ‘, nicht dazwischen auch „ “ zu verwenden. Allgemeine anweisung an den setzer genügt nach meiner jetzigen erfahrung leider nicht für solche dinge.
Der setzer kann sich doch drauf verlassen, dass er antiqua setzt, wo Sie lateinisch, fraktur, wo Sie deutsch schreiben?
Dann bitt ich um die erlaubnis, dass die titel der einzeldrucke u. die buchüberschriften nicht auf eigene blätter gesetzt werden müssen. Mit jedem buch fängt neues blatt an, sonst nichts; die buchüberschrift steht am kopf dieser neuen, rechten seite.
Endlich wie ists doch? wir haben einmal über teilung in 2 hefte gesprochen. Ich erinnere mich nicht, warum sie nicht stattfinden sollte, ich meine die verleger wollten damals lieber eines, weiss es aber nicht mehr. Jetzt dünkt mich doch das heft würde sehr stark, wir könnten nach dem 6. buch lyrika eines schliessen. Das hat auch den vorteil, dass dann die verleger sicher den druck beginnen lassen da Ihre einleitung erst ins 2. heft käme. Es steht aber nichts im wege, dass die hefte in éinem zuge gedruckt werden, im gegenteil es wäre mir das sehr lieb. Kommen Sie mit der einleitung nach?
Auf wie viel bogen schätzen Sie das mancpt. ein? Ich dächte etwa 24 (ohne einleitung).
Nun zu andern teilen Ihres briefes u. persönlichem.
Die „fall zu fall“-entscheiderei in Weimar ist ein böses übel, das leider nicht erst mit dem Götz auf die welt kam. Wos Ihnen zu bunt wird, halten Sie ja steif: das sic volo sic iubeo des herausgebers in textfragen hat die redactionskommission selbst gegen alle ihre stimmen anerkannt.
In Wien war ich nicht. Dass aus dem ordinariat vor ablauf eines lustrums was wird glaub ich nicht. Gehört hab ich nichts darüber.
Viertjs.: das gesuch mit den 11 unterschriften ging ins ministerium. Bald erhielt ich zuschrift, worin genauerer aufschluss über geschäftslage erbeten ward. Daraus las ich, man sei geneigt. Ich gab natürlich antwort, deren inhalt in der tat mitleidswürdig war. Nun war Werner in ministerio u. schrieb mir: 1) Kleemann falle das fehlen Creizenachs auf, er habe es ihm erklärt 2) das ministerium wünsche einen durchschnittspreis zu erfahren, der wechselnde preis des jahrgangs sei schwierig. Den 2. punkt habe ich auch rasch erledigt. Gleich darnach kam der entscheid: der minister habe dermalen kein geld!! – – Warum wussten das die herren nicht gleich? warum fragten Sie dann so viel? u. wirklich, nicht 150–160 fl. verfügbar?? Glauben Sies? Ich fürchte, Werner hat über Creizenach was rebellisches gesagt, Kleemann ist Polenfreund; in der ersten zuschrift sagte das minist: eingabe der proff. d. d. spr. u. litt. an den österr. univers., im schlussentscheid zählte es die univers. namentlich auf. An dem fehlen Krakaus also liegts. Hoffentlich hat Werner nicht erst die augen darüber geöffnet. Er meinte es ja gut, u. drum will ich ihm über die unerbetene einmischung nichts als dank sagen, aber ehrlich! ich gestehe ein leises mistrauen in sein diplomatisches geschick. Was brannte ihn die sache?
Schicken Sie mir denn zum 2. bde der VJSchrift gar nichts? rein gar nichts? Ich hab schnell den Hv Kleist in Wielands Menander entdeckt und die Wahlverwandtschaften in seiner Freundschaft u. liebe auf probe. Dazu Kleist- u. Herzliebbriefe.
U. wie stehen Sie mit Ehlermann? Ehlermann bot mir 50 mark pro bogen. Ich erklärte, da ich die Wielandbiogr. wesentl. erweitern solle, sei mir das zu wenig. Nun fragt er wider wie viel ich verlange: darauf habe ich nicht lust zu antworten. Haben Sie feste abmachungen? Ich reisse mich nicht um den Wieland. Mög ihn ein anderer machen!
Leben Sie wol. Herzlich
BSfft.

Mein kind war krank u. genest langsam.
Meine frau ist sehr herunter von der pflege. Sie grüsst Sie.

*Ich bitte in fällen wie so]₰ fehlt Däschische]₰ fehlt die entbehrliche klammer wegzulassen.

Wie in aller welt kommen Sie zu dem ‚schüler‘!?! Sie haben von mir nichts zu lernen. Also fort mit dem worte! Erst wenn ichs ausstreiche, kann ich mich entschliessen als fachgenoss zum fachgenoss, freund zum freund und redacteur zum mitarbeiter zu reden. Das letzte tu ich diesmal nicht. August Sauer ist als herausgeber zu erfahren und zu vorteilhaft bekannt, um ihn nicht seine eigenen wege gehen zu lassen, auch wo einem andere besser dünken.

Obwohl zwischen Sauer und Seuffert ein reger inhaltlicher Austausch über wissenschaftliche Themen stattfand, verwehrte sich dieser dagegen, von Sauer als sein "Lehrer" angesehen zu werden.

Viertjs.: das gesuch mit den 11 unterschriften ging ins ministerium. Bald erhielt ich zuschrift, worin genauerer aufschluss über geschäftslage erbeten ward. Daraus las ich, man sei geneigt. Ich gab natürlich antwort, deren inhalt in der tat mitleidswürdig war. Nun war Werner in ministerio u. schrieb mir: 1) Kleemann falle das fehlen Creizenachs auf, er habe es ihm erklärt2) das ministerium wünsche einen durchschnittspreis zu erfahren, der wechselnde preis des jahrgangs sei schwierig. Den 2. punkt habe ich auch rasch erledigt. Gleich darnach kam der entscheid: der minister habe dermalen kein geld!!

Seuffert hatte beim österreichischen Unterrichtsministerium um finanzielle Unterstützung der Vierteljahrschrift angesucht. Das Anliegen war von allen germanistischen Professoren an österreichischen Hochschulen unterschrieben worden, mit Ausnahme von Wilhelm Creizenach (Krakau), den Seuffert offenbar nicht dazu aufgefordert hatte. Nachdem das Ministerium die Subvention der Zeitschrift abgelehnt hatte, vermuteten Sauer und Seuffert, dass der Antrag am Ausschluss Creizenachs gescheitert war.

Briefdaten

Schreibort: Graz
Empfangsort: Prag
Archiv: Staatsarchiv Würzburg
Zustand: archivarisch einwandfreier Zustand
Umfang: 6 Seite(n)

Status

Rohtranskription, Text teilweise getaggt

Zitiervorschlag

Brief ID-8481. In: Der Briefwechsel zwischen August Sauer und Bernhard Seuffert 1880 bis 1926. Digitale Edition. Hrsg. von Bernhard Fetz, Hans-Harald Müller, Marcel Illetschko, Mirko Nottscheid und Desiree Hebenstreit. Wien: Österreichische Nationalbibliothek, Version 2.0, 2.7.2020. URL: https://edition.onb.ac.at/sauer-seuffert/o:bss.8481/methods/sdef:TEI/get

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