Wzbg. 6 IV 83 Herzogeng. 5

Meinen aufrichtigen glückwunsch, verehrter herr – –
ja wie soll ich Sie nun anreden? ich bitte dass Sie auch als professor den untergeordneten privatdocenten nicht vergessen u. seine bekanntschaft nicht verschmähen. Ich hatte von der vertauschung Werners u. Sauers schon gehört, verstand aber die ratio nicht, da doch W. in Graz schon vorgeschlagen war. – Was Sie mir über Minor schreiben, war mir sehr wertvoll. Nun verstehe ich erst seine wunderlichen briefe. Sie haben mich so frappiert, dass ich mich schliesslich auf den trockensten geschäftsstil beim antworten einschränkte. Das werde ich nun nach Ihrer charakteristik nicht mehr tun. Hoffentlich habe ich M. nicht verletzt. – Ueber Ihre neudrucke habe ich für die Zs. f. d. A. Anz. eine notiz gemacht auf Steinmeyers wunsch. Nehmen Sie mir nicht übel, dass ich gegen Ihre neigungen typographisch nachzuahmen, etwas ankämpfe. Ich freue mich recht auf die fortsetzg. Stranitzkys Ollapotr. wollte Wern. früher bei mir machen. Scherer, mein berater, sprach sich sehr entschieden gegen den neudr. aus, u. so ward er zurückgestellt, obwol ich nicht ganz abgeneigt war. – Immer noch fehlt Scherers einleitg zu den Frkft. gel. – Auch ESchmidt lässt nichts von sich hören. Ich wollte schon vergangene weihnachten das ms. zur Kindsmörderin haben; seit jener zeit schweigt er sich aus. – Anton Reiser wird L. Geiger, der sich darum beworben hat, im nächsten jahre machen. Jetzt bekomme ich von ihm Frdr. d. gr. Im mai von Martin die Ephemerides. Ich seufze unter der last der korr. u. bin totmüde vor arbeit. Verzeihen Sie darum auch, dass ich Ihren brief mit so dürftigen zeilen beantworte. Wenn ich wider einmal (wann??) zu einer menschlichen stimmung komme, schreibe ich wider mehr u. besser.
In Basel ist Bächtold, Henning, Roediger vorgeschlagen. Treu grüsst Ihr ergebener BSeuffert.

Wzbg. 6 IV 83 Herzogeng. 5

Meinen aufrichtigen glückwunsch, verehrter herr – –
ja wie soll ich Sie nun anreden? ich bitte dass Sie auch als professor den untergeordneten privatdocenten nicht vergessen u. seine bekanntschaft nicht verschmähen. Ich hatte von der vertauschung Werners u. Sauers schon gehört, verstand aber die ratio nicht, da doch W. in Graz schon vorgeschlagen war. – Was Sie mir über Minor schreiben, war mir sehr wertvoll. Nun verstehe ich erst seine wunderlichen briefe. Sie haben mich so frappiert, dass ich mich schliesslich auf den trockensten geschäftsstil beim antworten einschränkte. Das werde ich nun nach Ihrer charakteristik nicht mehr tun. Hoffentlich habe ich M. nicht verletzt. – Ueber Ihre neudrucke habe ich für die Zs. f. d. A. Anz. eine notiz gemacht auf Steinmeyers wunsch. Nehmen Sie mir nicht übel, dass ich gegen Ihre neigungen typographisch nachzuahmen, etwas ankämpfe. Ich freue mich recht auf die fortsetzg. Stranitzkys Ollapotr. wollte Wern. früher bei mir machen. Scherer, mein berater, sprach sich sehr entschieden gegen den neudr. aus, u. so ward er zurückgestellt, obwol ich nicht ganz abgeneigt war. – Immer noch fehlt Scherers einleitg zu den Frkft. gel. – Auch ESchmidt lässt nichts von sich hören. Ich wollte schon vergangene weihnachten das ms. zur Kindsmörderin haben; seit jener zeit schweigt er sich aus. – Anton Reiser wird L. Geiger, der sich darum beworben hat, im nächsten jahre machen. Jetzt bekomme ich von ihm Frdr. d. gr. Im mai von Martin die Ephemerides. Ich seufze unter der last der korr. u. bin totmüde vor arbeit. Verzeihen Sie darum auch, dass ich Ihren brief mit so dürftigen zeilen beantworte. Wenn ich wider einmal (wann??) zu einer menschlichen stimmung komme, schreibe ich wider mehr u. besser.
In Basel ist Bächtold, Henning, Roediger vorgeschlagen. Treu grüsst Ihr ergebener BSeuffert.

Meinen aufrichtigen glückwunsch, verehrter herr – – ja wie soll ich Sie nun anreden? ich bitte dass Sie auch als professor den untergeordneten privatdocenten nicht vergessen u. seine bekanntschaft nicht verschmähen.

Zu Beginn des Briefwechsels standen August Sauer und Bernhard Seuffert am Anfang ihrer wissenschaftlichen Karriere. Als Sauer 1883 seine erste Stelle als ao. Prof. für Deutsche Sprache und Literatur an der Universität Graz antrat, gratulierte Seuffert ihm.

Scherer, mein berater, sprach sich sehr entschieden gegen den neudr. aus, u. so ward er zurückgestellt, obwol ich nicht ganz abgeneigt war.

Wilhelm Scherer nahm lebhaften Anteil an der Konzeption und inhaltlichen Ausrichtung von Seufferts Neudruckreihe DLD. Er befürwortete den Neudruck von Texten, die sowohl selten als auch literaturgeschichtlich bedeutsam waren. Zugleich waren Seuffert und er um ein abwechslungsreiches Programm bemüht, das den Absatz sichern sollte. Scherer hatte Seuffert davon abgeraten, einen Neudruck der anonymen Posse Ollapatrida Fuchsmundi (1711) herauszugeben, die damals noch dem Schauspieler Joseph Anton Stranitzky zugeschrieben wurde. August Sauer brachte den Band jedoch 1886 in seiner Neudruckreihe WND heraus.

Briefdaten

Schreibort: Würzburg
Empfangsort: Lemberg
Archiv: Staatsarchiv Würzburg
Zustand: archivarisch einwandfreier Zustand
Umfang: Postkarte

Status

Transkription mehrfach geprüft, Text teilweise getaggt

Zitiervorschlag

Brief ID-8258 [Druckausgabe Nr. 27]. In: Der Briefwechsel zwischen August Sauer und Bernhard Seuffert 1880 bis 1926. Digitale Edition. Hrsg. von Bernhard Fetz, Hans-Harald Müller, Marcel Illetschko, Mirko Nottscheid und Desiree Hebenstreit. Wien: Österreichische Nationalbibliothek, Version 2.0, 2.7.2020. URL: https://edition.onb.ac.at/sauer-seuffert/o:bss.8258/methods/sdef:TEI/get

Lizenzhinweis

Die Transkriptionen der Tagebücher sind unter CC BY-SA 4.0 verfügbar. Weitere Informationen entnehmen Sie den Lizenzangaben.

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