Lieber Herr College! Besten Dank für Ihre rasche Antwort. Das Unternehmen, das S[ie] richtig vermutheten, ist noch ganz i[m] Keime, würde Sie aber wol viel weniger beeinträchtigen, als Sie glauben. Werner, Minor und ich geben ‚Studien zur deutsch-öst. Lit. Gesch‘ heraus, die ich mit einem Heft über das erste Manuscr. von Grillparzers Ahnfrau eröffne. Je mehr ich mich nun mit öst. Lit. zum Zwecke dieses Unternehmens beschäftige, desto notwendiger scheint es mir, auch wichtigere öst. Sachen in Neudrucken vorzulegen. Ich würde die Samml., die sich keineswegs auf das 18. Jh. beschränken, sondern das 16–19 umfassen sollte, etwa mit einer Prehauserischen Comoedie eröffnen, 2. etwa Sonnenfels über die Tortur, 3. etwa ein Drama des 16. Jh. Jakob u s Söhne von Brunner 4.5. Schreyvogels Sonntagsblatt. 6. Sonnenfels Dramaturgische Briefe. Das Hauptgewicht würde auf Hanswurststücke, auf Hafner, Perinet, Hensler etc. gelegt werden. Ich glaube, dass Sie auf lange Jahre hinaus bei Ihrem überreichlich fliessenden Stoff für dgl. Dinge nicht Raum finden werden. Auch würde ich specielle ‚Viennensia‘ nicht verschmähen, die Sie gar nicht brauchen können. Sie werden also sehen, dass Ihre Furcht unbegründet ist. Ein eigentliches Concurrenz-Unternehmen wäre es nicht. Wenn ich es überdies ausschlage, so übernimmt ein anderer die Leitung. – Kleist III enthält die Briefe an Kleist und wird etwa im Mai fertig. Sie würden mich sehr verbinden, wenn Sie mir den Brief für meine Nachträge noch überliessen. Ich bleibe bis zum 21. hier. Bestens grüssend Ihr Sauer. Wien 12/4 82.

Lieber Herr College! Besten Dank für Ihre rasche Antwort. Das Unternehmen, das S[ie] richtig vermutheten, ist noch ganz i[m] Keime, würde Sie aber wol viel weniger beeinträchtigen, als Sie glauben. Werner, Minor und ich geben ‚Studien zur deutsch-öst. Lit. Gesch‘ heraus, die ich mit einem Heft über das erste Manuscr. von Grillparzers Ahnfrau eröffne. Je mehr ich mich nun mit öst. Lit. zum Zwecke dieses Unternehmens beschäftige, desto notwendiger scheint es mir, auch wichtigere öst. Sachen in Neudrucken vorzulegen. Ich würde die Samml., die sich keineswegs auf das 18. Jh. beschränken, sondern das 16–19 umfassen sollte, etwa mit einer Prehauserischen Comoedie eröffnen, 2. etwa Sonnenfels über die Tortur, 3. etwa ein Drama des 16. Jh. Jakob u s Söhne von Brunner 4.5. Schreyvogels Sonntagsblatt. 6. Sonnenfels Dramaturgische Briefe. Das Hauptgewicht würde auf Hanswurststücke, auf Hafner, Perinet, Hensler etc. gelegt werden. Ich glaube, dass Sie auf lange Jahre hinaus bei Ihrem überreichlich fliessenden Stoff für dgl. Dinge nicht Raum finden werden. Auch würde ich specielle ‚Viennensia‘ nicht verschmähen, die Sie gar nicht brauchen können. Sie werden also sehen, dass Ihre Furcht unbegründet ist. Ein eigentliches Concurrenz-Unternehmen wäre es nicht. Wenn ich es überdies ausschlage, so übernimmt ein anderer die Leitung. – Kleist III enthält die Briefe an Kleist und wird etwa im Mai fertig. Sie würden mich sehr verbinden, wenn Sie mir den Brief für meine Nachträge noch überliessen. Ich bleibe bis zum 21. hier. Bestens grüssend Ihr Sauer. Wien 12/4 82.

Werner, Minor und ich geben ‚Studien zur deutsch-öst. Lit. Gesch‘ heraus, die ich mit einem Heft über das erste Manuscr. von Grillparzers Ahnfrau eröffne. Je mehr ich mich nun mit öst. Lit. zum Zwecke dieses Unternehmens beschäftige, desto notwendiger scheint es mir, auch wichtigere öst. Sachen in Neudrucken vorzulegen.

Am Beginn seiner wissenschaftlichen Laufbahn begründete August Sauer mit Jakob Minor und Richard Maria Werner eine Buchreihe zu österreichischer Literatur, die als Beiträge zur Geschichte der deutschen Litteratur und des geistigen Lebens in Österreich von 1883 bis 1884 im Wiener Verlag Konegen erschien. In der Reihe sollten - ergänzend zu den Wiener Neudrucken - speziellere Monographien und Editionen zur deutschen Literatur in Österreich erscheinen.

Briefdaten

Schreibort: Wien
Empfangsort: Würzburg
Archiv: Österreichische Nationalbibliothek
Zustand: archivarisch einwandfreier Zustand, allerdings kleinräumige Textverluste durch nachträgliche Lochung
Signatur: Autogr. 422/1-17
Umfang: Postkarte

Status

Transkription mehrfach geprüft, Text teilweise getaggt

Zitiervorschlag

Brief ID-8226 [Druckausgabe Nr. 15]. In: Der Briefwechsel zwischen August Sauer und Bernhard Seuffert 1880 bis 1926. Digitale Edition. Hrsg. von Bernhard Fetz, Hans-Harald Müller, Marcel Illetschko, Mirko Nottscheid und Desiree Hebenstreit. Wien: Österreichische Nationalbibliothek, Version 2.0, 2.7.2020. URL: https://edition.onb.ac.at/sauer-seuffert/o:bss.8226/methods/sdef:TEI/get

Lizenzhinweis

Die Transkriptionen der Tagebücher sind unter CC BY-SA 4.0 verfügbar. Weitere Informationen entnehmen Sie den Lizenzangaben.

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